Kia ist in Deutschland ohne Zweifel auf dem Vormarsch. In den ersten neun Monaten wurde entgegen dem Trend nicht nur ein Verkaufsplus von 44 Prozent erreicht, sondern mit 41.200 Einheiten bereits das Jahresergebnis von 2011 (40.000) übertroffen. Kaum ein Zweifel, dass das Ziel von 55.000 Zulassungen erreicht wird. Nicht viel zu diesem Erfolg beitragen konnte bislang die im Frühjahr eingeführte Mittelklasse-Limousine Optima, für die sich bis jetzt lediglich 456 Käufer entschieden. Das hindert Kia aber nicht daran, noch einmal nachzulegen und im kommenden Januar mit dem Optima sein erstes Hybrid-Modell für den europäischen Markt an die Verkaufsfront zu schicken.
Bildergalerie: Kia Optima Hybrid
Auch für 2013 sind die geplanten Absatzzahlen sehr moderat. Vom Optima wollen die Frankfurter rund 700 neue Kunden begeistern, von denen sich etwa 220 für den Hybrid-Antrieb entscheiden sollen. Stückzahlen, die keine Gewinnmarge erwarten lassen. Das liegt nicht am Auto, sondern an der Tatsache, dass die Dominanz der deutschen Anbieter in diesem Segment so dominant ist, dass selbst absolut wettbewerbsfähige Modelle wie eben zum Beispiel der Optima zumindest noch nicht dem Mauerblümchen-Dasein entrinnen können.
Stärkerer Einstieg ins Flottengeschäft geplant
Doch wer in 2016 immerhin 100.000 Fahrzeuge, so Deutschland-Geschäftsführer Martin van Vugt in einer Vorausschau, verkaufen möchte, kann sich nicht nur auf die unteren Segmente konzentrieren. Gerade beim geplanten, intensiveren Einstieg in das Gewerbetreibende-Geschäft ist ein Modell in der Passat-Klasse unverzichtbar. Und so sieht van Vugt die Einführung des Optima Hybrid denn auch vor allem als vertrauensbildende Maßnahme. Hallo Ihr neuen, potenziellen Kia-Fahrer: Wir können auch D-Klasse. Und das zu einem Preis, der mehr als attraktiv ist. Nämlich 29.990 Euro.
Der Optima Hybrid unterscheidet sich äußerlich nicht von seinem konventionell angetriebenen Pendant. Von außen zeigt die 4,85 Meter lange und 1,83 Meter breite Limousine das Kia-typische Markengesicht. Zusammen mit dem coupéförmig gerundeten Dach, einer hohen, ausgeprägten Schulterlinie und einer dynamisch flachen Silhouette (Höhe: 1,46 m) wirkt er sportlich-elegant.
Großzügiger Innenraum
Der Innenraum zeichnet sich dank des langen Radstandes von 2,80 Metern durch Großzügigkeit, aber auch durch wertige, sauber verarbeitete Materialien sowie eine umfassende Komfort-Ausstattung aus. Das Cockpit mit übersichtlichem Instrumentarium ist ergonomisch so geschnitten, dass die Zentralkonsole zum Fahrer geneigt ist und der jederzeit eine gute Kontrolle hat. Die Sitze geben guten Seitenhalt und sind bequem. Und über mangelnde Bein- und Kopffreiheit können sich auch groß gewachsene Mitfahrer nicht beschweren.
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Das von Kia entwickelte Parallelhybrid-System mit einer Systemleistung von 190 PS und einem kombinierten Drehmoment von 385 Newtonmeter beschleunigt den Optima in 9,4 Sekunden von null auf 100 Stundenkilometer und ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit von 192 km/h. Der Normverbrauch beträgt 5,4 Liter pro 100 Kilometer, was einer CO2-Emission von 125 Gramm pro Kilometer entspricht. Das System benötigt keinen Hochleistungs-Elektromotor und Generator, was Gewicht und Kosten spart. Als elektrisches Antriebsaggregat dient ein 30 kW/40 PS starker Synchronmotor mit Permanentmagnet. Der Zweiliter-Benziner (110 kW/150 PS) verfügt über ein Drehmoment von 180 Nm.
Reiner Elektro-Antrieb nur für anderthalb Kilometer
Beide Motoren treiben über ein sechsstufiges Automatik-Getriebe die Vorderräder an, wobei sich der Benzinmotor durch eine spezielle Kupplung vom Antriebsstrang entkoppeln lässt. Im vollelektrischen Betrieb erreicht der mit einem Start-Stopp-System ausgestattete Optima eine Maximalgeschwindigkeit von knapp 100 km/h. Die Reichweite beträgt allerdings nur etwas mehr als anderthalb Kilometer und dies auch nur bei niedriger Geschwindigkeit. Da ist also noch Luft nach oben.
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Als erster Hersteller setzt Kia zusammen mit der Schwester Hyundai eine Lithium-Polymer-Batterie ein, deren Akku gegenüber einer Nickel-Metallhydrid-Batterie um 20 Prozent leichter und 40 Prozent kleiner ist und eine um 25 Prozent geringere Selbstentladung aufweist. Im Vergleich zum Optima 1.7 CRDI Automatik, der bisher sparsamsten Automatikversion des Optima, soll die Hybrid-Variante den Diesel im kombinierten Verbrauch um zehn und im Stadtverkehr sogar um 28 Prozent unterbieten.
In der Stadt rechnet sich der Hybrid
Bei ersten Fahrten funktionierte das Zusammenspiel zwischen den beiden Motoren und der Automatik ausgezeichnet. Der Optima zeigte sich in jeder Lage agil und durchzugsstark, was man bei höheren Geschwindigkeiten verständlicherweise mit einem höherem Verbrauch bezahlen muss. So bildet der Optima Hybrid keine Ausnahme unter den Hybrid-Modellen: Wer häufig in der Stadt unterwegs ist, profitiert von dem System, wer überwiegend lange Strecken zurücklegt und zumindest ab und an auch mal kräftiger aufs Gaspedal drücken will ist – rein rechnerisch – mit einem Selbstzünder besser bedient. (Auto-Reporter.NET/Hans H. Grassmann)