Seit gut einem halben Dutzend Jahren rundet der Dacia Logan MCV das breitgefächerte Kombi-Angebot preislich nach unten ab. Der MCV fand als Vielzweckauto (Multiple Convivial Vehicle) vom Start weg Interessenten zuhauf. Gewiss ist es auch dem überzeugenden Erfolg der ersten Dacia-Ausgaben zu verdanken, dass es Renaults rumänische Tochter Dacia wagte, ein Modell der Marke nach dem anderen zu präsentieren. Mut zu mehr darf man Dacia zutrauen.
Bildergalerie: Dacia Logan MCV
Erstaunliche Dimensionen
In der Dacia-Preisliste startet der Logan MCV mit 7.990 Euro. Dafür bekommt man die Grundausstattung, einen fünfsitzigen Kombi mit einem vergleichsweise riesigen Gepäckraum; ein Volumen von 700 Litern, das sich bei umgelegten Rücksitzen auf 2.350 Liter erweitern lässt. Die Kopffreiheit fällt reichlich aus, Lenkrad und Fahrersitz lassen sich in der Höhe verstellen. Als ganz passabel lernt man die Sitze kennen (Stoffbezug mit Kunstlederverstärkungen an den Rädern). Die Bewegungsfreiheit von Mitfahrern auf den beiden äußeren Plätzen der hinteren Sitzbank profitiert davon, wenn der Mittelplatz frei bleibt. Er ist – mit durchgehender Kunstledersitzfläche – ohnehin wohl eher nur im Notfall als Mitfahrgelegenheit gedacht.
Vorn gibt es elektrische Fensterhebel, hinten Kurbelfenster. Ablagen sind durchaus vorgesehen, aber sie erweisen sich nicht als sonderlich praktisch. Die in den vorderen Türen fielen zu schmal aus, hinten fehlen sie ganz. Immerhin gibt es ein großes Handschuhfach, vor dem Schalthebel zwei Dosenhalter und einen hinter dem Handbremshebel. Auch die ungepolsterten Armlehnen sind dem Preiswert-Konzept geschuldet.
Gewollte Schlichtheit
Übersichtlicher kann ein Cockpit nicht sein. Die wenigen Tasten in der Mittelkonsole lassen sich sofort zuordnen, das dort integrierte Radio samt der Audio-Nebenfunktionen (Bluetooth-Freisprecheinrichtung, externe Geräte) bedarf keiner Bedienungsanleitung. Die Audio-Funktionen können über einen Tastenblock hinter dem Lenkradkranz gesteuert werden. Beim Cockpit haben die Designer für die dunkel gehaltenen Kunststoffhartschalen mit genarbter Oberfläche silberfarbige Kontraste gefunden (Einfassungen der Mittelkonsole und Lüftungsdüsen, vordere Türgriffe). Das sieht ganz gut aus. Zwischen Drehzahlmesser und Tachometer gibt es das Bordcomputer-Display. Zur Rückstellung der Bordcomputer-Anzeigen muss durch das Lenkrad hindurch oder dahinter gefasst werden, um den Taststift „zum Nullen“ zu erreichen. Keine schöne Lösung. Und auch die dürftige Blinker-Kontrollleuchte überzeugt nicht. Sie ist eigentlich erst bei Dunkelheit deutlich zu erkennen.
Voran mit 105 PS
Den Vortrieb übernimmt beim Einstiegsmodell ein Benziner (1.6 MPI), der 62 kW (84 PS) leistet. Beim Testwagen kam der stärkste Benziner (1.6 16V) mit 77kW (105 PS) zum Einsatz. Der Kraftstoffverbrauch über die Gesamttestdistanz bewegte sich zwischen sieben und acht Litern pro 100 Kilometer. Die in einem Dacia arbeitenden Motoren sind allesamt made by Renault. Man geht nicht fehl in der Annahme, dass die namhaften motorischen Wurzeln wesentlich zum Vertrauen beitragen, das Dacia-Modellen inzwischen entgegengebracht wird. Man erinnert sich: Zu planwirtschaftlichen Zeiten Rumäniens ging es mit dem auf Lizenzbasis gebauten Dacia 1300 alias Renault 12 qualitativ von Jahr zu Jahr bergab.
Geräuschdämmung zu kurz gekommen
Heute ist ein Dacia Logan MCV Beweis dafür, dass sich die finanzielle Investition für einen Kombi mit auffällig großem Transportraum durchaus in engen Grenzen halten kann. Die Grundausstattung fällt zweifellos schlicht aus, während der Auftritt dieses Kombis, sein Design, durchaus gefällt. Die Großräumigkeit der langgestreckten Karosserie hat allerdings den Nachteil, dass sich Roll-, Wind- und Motorgeräusche im Inneren deutlich abbilden. Daran sind wohl auch die kaum schallschluckenden Hartschalensegmente im Armaturenbrettbereich und als Türverkleidungen schuld. Ganz offensichtlich ist die Geräuschdämpfung etwas zu kurz gekommen. Da lässt sich vielleicht was nachbessern. Hinnehmen muss man eine gewisse Windempfindlichkeit des Logan MCV, die sich bei entsprechenden Wetterverhältnissen und hohen Autobahngeschwindigkeiten zeigt.
Federung und Dämpfung wurden so ausgelegt, dass das Fahrwerk auch mit widrigen Fahrbahnverhältnissen fertig wird. Schließlich will die Renault-Tochter vor allem in Ländern Fuß fassen, in denen es mit dem Straßenbau noch hapert. Selbst ganz grobes Kopfsteinpflaster aus der Postkutschenzeit nahm der Testwagen gelassen hin, auch wenn dabei in der Kabine vorübergehend hier und da ein Knarr- oder Klappergeräusch daran erinnerte, dass ein Auto aus vielen Einzelteilen besteht, die gern ein Eigenleben entwickeln.
Mit 105 PS und 148 Newtonmeter Drehmoment ist der 1.260 Kilogramm wiegende Kombi ganz gut unterwegs. In zwölf Sekunden lassen sich aus dem Stand 100 km/h erreichen, und 174 km/h sind als Höchstgeschwindigkeit drin. Bei größerer Kraftanstrengung lässt der Treibsatz unter der Motorhaube von sich hören. Sonst aber geht sein Arbeitsgeräusch eher in den Roll- und Windgeräuschen unter, für die die großräumige Kombi-Kabine einen Resonanzboden hergibt.
Nützliche Aufwertungen
Natürlich ist der lockende Einstiegspreis von 7.990 Euro nicht zu halten, wenn – wie beim Testwagen (Ausstattung Lauréate) – für Komfortgewinn oder einen gefälligeren Auftritt des Autos investiert wird. Die Option „Manuelle Klimaanlage“ (Testwagen) kostet 590 Euro Aufschlag. Ihn ist sie aber wert. Das lassen spätestens mehrere hitzige Sommertage hintereinander erkennen. Serie sind bei Lauréate-Ausstattung u.a. Dachreling, Nebelscheinwerfer, elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, Bordcomputer, verschließbares Handschuhfach, elektrische Fensterheber vorn, Fahrersitz und Lenkrad höhenverstellbar, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung.
Müßig zu fragen, wo automobiler Komfort anfängt. – Grenzen sind ihm jedenfalls nicht gesetzt, wie die aktuelle Premiumliga demonstriert. Gut, dass der Umgang mit einem Dacia Logan MCV relativ rasch zur einer offenbar verblichenen Einsicht führt: Selbst ein schlicht ausgestatteter, dementsprechend aber preiswürdiger Kombi reicht mehr als aus, um fünf Personen durchaus bequem an irgendein Ziel zu bringen. Imponieren kann schließlich auch, dass sich ohne Weiteres Lasten, gegebenenfalls sperrige, transportieren lassen (480 kg zulässige Zuladung).
Fazit: Renaults Tochter Dacia versteht es, mit jedem Modell Anschauungsunterricht zu geben, wie vergleichsweise bescheiden die Investition für ein Neufahrzeug doch sein kann, wenn die automobile Anschaffung zuerst auf ihre ursprüngliche Zweckbestimmung zurückgeführt wird. Dass jeden Dacia eine dreijährige Herstellergarantie begleitet, sollte keine Randbemerkung sein. (Auto-Reporter.NET/Wolfram Riedel)
Daten Dacia Logan MCV:
Länge x Breite x Höhe (Meter): 4,45 x 1,74 x 1,63
Motor: Vierzylinder, Multipointeinspritzung, 1.598 ccm
Max. Leistung: 77 kW/105 PS
Max. Drehmoment: 148 Nm
Kraftstoffverbrauch (kombiniert): 7,1 l/100 km
CO2-Emission: 159 g/km
Beschleunigung null auf 100 km/h: 12 s
Höchstgeschwindigkeit: 174 km/h
Leergewicht/zul. Gesamtgewicht (kg): 1.260/1.770
Gepäckraumvolumen: 700 bis maximal 2.350 Liter
Basispreis Logan MCV 1.6 MPI 85: 7.990 Euro
Preis des Testwagens (1.6 16V 105): 11.290 Euro
Technische Daten: Dacia Logan MCV