Die nationale Fahrpräsentation des neuen Skoda Citigo in Hamburg erwies sich als gute Gelegenheit, einmal daran zu erinnern, dass die Marke schon früh auf Kleinwagen setzte. Automobile Bescheidenheit à la Skoda lässt sich bis in die 1930er-Jahre zurückverfolgen. Visitenkarten erster Kleinwagen warben mit 26 PS und Höchstgeschwindigkeiten von 60 km/h. Vollmundig priesen seinerzeit Prospekte: „Ein ideales Automobil für alle, die bei der Wahl eines Wagens die allerhöchsten Ansprüche haben …“ Dabei hielt sich der gebotene Fahrkomfort in außerordentlich engen Grenzen; und nicht nur er.
Bildergalerie: Skoda Citigo
Drillinge mit markentypischem Gesicht
Fest steht: Der Generation Citigo, hätte es sie damals schon gegeben, wäre das Prädikat „Luxus“ sicher gewesen. Angemessen ist es aber auch heute, den neuen Kleinstwagen des VW-Konzerns auf den Sockel zu heben, und zwar gleich in dreifacher Ausführung: als VW up!, Seat Mii und Skoda Citigo. Das Auto ist ein rundum gelungener Wurf. Obwohl technisch hundertprozentig identisch, haben es die Designer doch tatsächlich geschafft, jedem der Drillinge sein markentypisches Gesicht zu geben. Dass es Geschwister sind, ist natürlich zu sehen und geht in Ordnung. Darüber streiten kann man, welcher Entwurf die hübscheste Figur macht. Ansichtssache.
Verblüffendes Raumgefühl
Der trefflichste Taufname? – Citigo! Passende Anspielung darauf, dass das Auto vorwiegend auf urbanem Terrain, aber natürlich nicht nur in der City seine Trümpfe ausspielen kann. Auf einem Rundkurs unter Einschluss staugeplagter innerstädtischer Hamburger Magistralen, von Landstraßen unterschiedlicher Güte, aber auch ausreichend langen Autobahnabschnitten ohne Tempolimit bekam der Citigo Gelegenheit, dem Fahrer zu demonstrieren, dass die Fortbewegung mit einem subkompakten Pkw durchaus ihren Reiz hat. Verblüffend das Raumgefühl, das sich nach dem Platz nehmen einstellt. Es ist die Ergonomie, die in diesem subkompakten Auto Erfolge feiert; unterstützt von großzügiger Innenbreite (1,36 Meter) und ausreichender Kopffreiheit. Ein zufriedenstellendes Maß Beinfreiheit beschert der lange Radstand. Möglich machte ihn, dass der Motor weit vorn platziert wurde, währen die Hinterachse extrem weit nach hinten wanderte. Mehr geht nicht.
Den Citigo gibt es – wie seine Geschwister – als Drei- und (etwas später) als Fünftürer. Das Entern der beiden Plätze im Fond eines Dreitürers wird dadurch erleichtert, dass sich die jeweilige Vordersitzlehne mit einem Handgriff nach vorn klappen und sich der Sitz vorschieben lässt. Deutlich leichteren Einstieg beschert der Fünftürer aber allemal.
Hohe Ladekante sorgt für Stabilität
251 Liter Gepäckraumvolumen sind nicht üppig, aber in der Kleinstwagenklasse ein vorzeigbares Angebot. Nach Umklappen der Rücksitzlehne können daraus 959 Liter werden. Die hohe Ladekante des Gepäckraums ist der Heckstabilität geschuldet. Im Wissen darum kann man sich damit abfinden. Für praktische Alltagstauglichkeit sprechen Ablagefächer, Flaschen- und Cuphalter im Wagen.
Arbeitswillige Motörchen
Wenn schon das Raumgefühl schlussfolgern lässt, dass mit einem Citigo auch auf längere Reisen gegangen werden kann, dann verleitet die Motorisierung erst recht zu Ausflügen in die Ferne. Der Verführer ist ein 1.0-Liter-Dreizylinder-Ottomotor mit Abgasturbolader. Dank modifizierter Motorsteuerung gibt es das Triebwerk in zwei Leistungsstufen. Gewählt werden können 44 kW/60 PS oder 55 kW/75 PS. Die Ausbeute mag zu Zeiten doppelt aufgeladener Motoren und entsprechend respektabler Power bescheiden anmuten. Keine vorschnellen Urteile! Mit dem nicht einmal 1.000 Kilogramm wiegenden Citigo kommt der Dreizylinder ausgesprochen gut zurecht. Schon die Art, wie willig sich die Motörchen (beide!) ins Zeug legen, macht den Treibsatz sympathisch. Wunderbar rund laufen die Motoren. Dreizylinder-Kultur. Bei Ampelhalt und Leerlaufdrehzahl verharrt das Auto in andächtiger Stille, als ruhe der Motor. (Ein Start-Stopp-System ist jedoch allein dem Citigo-Sparkönig, der Variante „Green tech“, vorbehalten.)
Beide Motorvarianten kommen auf ein maximales Drehmoment von 95 Newtonmeter, das zwischen 3.000 und 4.300 U/min anliegt. Die fünf Gänge verhelfen dazu, betont flott voranzukommen, wenn es denn sein soll oder muss. 160 bzw. 171 km/h sind als Höchstgeschwindigkeit versprochen. Durchschnittsverbrauch: 4,5 bzw. 4,7 l/100 km (105 bzw. 108 g CO2/km).
Zahlreiche Aufpepp-Optionen
Der Citigo präsentiert sich, wie die größeren Skoda-Modelle, in drei Ausstattungen; Active, Ambition und Elegance. Aufwerten lässt sich das Auto auch mit verschiedenen Ausstattungspaketen. Die Liste möglicher Beistellungen ist lang, sie enthält beispielsweise sogar ein elektrisches Panorama-Schiebedach (650 Euro). Erstmalig gibt es bei Skoda das multifunktionale Infotainment-System „Move&Fun“, das für Navigation, sicheres Telefonieren, Information und Unterhaltung steht. Das System kann mit einem Handgriff abgekoppelt und dann auch außerhalb des Autos mobil genutzt werden.
Notbremsassistent fährt mit
Wie dieses kleine Auto mit der Zeit geht, die von Innovationen bestimmt wird, macht der aktive Bremsassistent City Safe Drive deutlich (150 Euro). Die Einrichtung, eine automatische Notbremsfunktion, hilft Auffahrunfälle auf städtischen Straßen zu verhindern, indem sie bei Fahrgeschwindigkeiten zwischen 5 und 30 km/h automatisch bis zum Stillstand bremst, wenn das Auffahren auf ein Hindernis droht, der Fahrer aber nicht reagiert. Aktiviert wird das System über einen Lasersensor in der Frontscheibe.
Der neue kleine Citigo von Skoda hat zusammen mit seinen zwei Geschwistern als erstes Kleinstfahrzeug überhaupt beim EuroECAP Crashtest die Bestwertung von fünf Sternen erhalten. Und noch eine Premiere: Einen Kopf-Thorax-Seitenairbag für Fahrer und Beifahrer setzt Skoda erstmals im Citigo ein.
Einstiegspreis für den Skoda Citigo: 9.450 Euro (Ausstattung Active, 44 kW/60 PS). Markteinführung in Deutschland: 2. Juni 2012 (Auto-Reporter.NET/Wolfram Riedel)