Wenn man den Namen wörtlich nimmt, ist der Volkswagen Golf Variant der eigentlich Golf-Wagen, denn vier große Golf-Bags passen locker in den 601 Liter großen Gepäckraum. Nutzt man mit umgeklappten Rücksitzen die kompletten 1620 Liter, kann man alle Bags eines kleinen Golfklubs transportieren. Doch der neue Golf Variant ist nicht nur – wie bisher schon – ein Lademeister in der Kompaktklasse. Er hat neue Qualitäten dazugewonnen. Er ist mehr als ein Golf mit Laderaum.
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Zwar basiert er unverkennbar auf der siebten Generation des Golf. Doch handelt es sich um eine Neukonstruktion, die parallel zum Golf auf der Basis des schon so oft zitierten Modularen Querbaukastens (MQB) von Volkswagen entwickelt wurde. Der MQB lässt den Konstrukteuren größere Freiräume. Im Fall des Variant bedeutet das: rund 100 Kilogramm weniger Gewicht und 100 Liter mehr Stauraum, aber vor allem ein Design, dass mehr bringt als ein geschickt an die Limousine angeflanschtes Kombiheck. Karosserieproportionen und die schärfere Linienführung setzen in nicht nur vom normalen Golf ab, sie prägen auch einen sehr eigenständigen Charakter.
Und wieder ist man versucht zu sagen, bei Volkswagen sehen die Kombis eben oft besser aus als die Limousinen. Aber damit täte man dem aktuellen Golf Unrecht. Und auch der Jetta hatte ja schon gezeigt, dass die Zeiten der schlichten Erweiterungen einer bestehenden Karosserieform bei VW vorbei sind. Der Golf Variant ist 28 Millimeter länger, 18 Millimeter breiter, 23 Millimeter niedriger und hat einen um 57 Millimeter verlängerten Radstand. Das führt zu eigenen, ausgewogenen Proportionen, was nicht jeder Kombi von sich behaupten kann – weil viele den zusätzlichen Laderaum mit großem hinteren Überhang erkaufen. Nicht so der Golf Variant. Dessen neues Packaging brachte auch den Passagieren auf beiden Reihen mehr Innenraumhöhe und mehr Freiheit für den Ellenbogen.
Zu den modernen Zeiten gehört auch bei diesem Wolfsburger, der nicht mehr aus Mexico, sondern aus Zwickau stammt, ein Motorenangebot, das mit niedrigen Verbrauchswerten überrascht. Bis zu 15 Prozent weniger brauchen die neuen Diesel- und Benzinmotoren. Mit einem Durchschnittsverbrauch nach der EU-Norm von 3,9 Litern Diesel legt der TDI mit 77 kW / 105 PS einen niedrigen Wert vor. Auch der mit 110 kW / 150 PS starke Top-Diesel begnügt sich laut Norm mit 4,2 Litern auf 100 km. Die Benziner liegen naturgemäß höher. Doch selbst der TSI mit 90 kW / 122 PS begnügt sich dank Blue Motion-Technologie mit 5,1 Liter in der Version mit dem Handschalter.
Sparsame Motoren sind heutzutage fast schon Pflicht in der Kompaktklasse, ebenso wie der große Laderaum. Doch Volumen allein ist nicht alles. Das Stichwort für moderne Kombis lautet: Flexibiltät. Beim Golf Variant besteht die Kofferraumabdeckung nun aus einem Rollo mit einer zweistufigen Aufrollautomatik. Die Abdeckung kann unter dem Ladeboden verstaut werden. Der Ladeboden lässt sich in der Höhe variieren und ganz ausbauen. Außerdem finden sich vier Taschenhaken an den Wänden. Die Rücksitzlehnen lassen sich im Verhältnis 60:40 vom Kofferraum aus per Fernentriegelung umlegen.
Beim Fahren gibt sich der Variant wieder als Golf zu erkennen. Die weiterentwickelte elektronische Differenzialsperre XDS+ verschafft ihm dieselbe Kurvenwilligkeit. Zum XDS+ als Serienausstattung passt gut die Option DCC – die adaptive Fahrwerksregelung, bei der man auch das Fahrprofil auswählen kann. Dazu gehört auch ein Eco-Modus, bei dem auch das Start-Stopp-System zum Zuge kommt und ein Individual-Modus, bei dem man sein eigenes Fahrprofil festlegen kann. Angeboten wird aber auch ein klassisches Sportfahrwerk mit 10 Millimeter Tieferlegung.
Analog zum Golf bietet auch der Variant eine große Anzahl von Fahrer-Assistenzsystemen. Dazu gehört der proaktive Insassenschutz, der das Auto bei einem erkennbaren Unfall auf den Aufprall vorbereitet, der Front-Assist mit City-Notbremsfunktion, die automatische Distanzregelung ACC, der Spurhalte-Assistent Lane Assist, die Müdigkeitserkennung, die Verkehrszeichenerkennung und die bereits aus dem Golf bekannte Infotainment-Generation mit einem Dynaudio-System als Spitzenanlage.
Wie bei den Gölfen üblich, wird auch der Variant in drei Ausstattungvarianten ausgeliefert: Trendline, Comfortline und Highline. Die Basispreise beginnen bei 18 950 Euro für den TSI Blue Motion-Technologie Trendline mit 63 kW / 85 PS und enden bei 29 100 Euro für den TDI mit Blue-Motion-Technologie mit Sechs-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) und 110 kW / 150 PS Leistung als Highline für 29 100 Euro. Ab August steht der Variant beim Händler. Bisher wurde jeder fünfte Golf als Variant ausgeliefert. Bleibt abzuwarten, ob der neue Charakter nicht für höhere Quoten sorgt. (Von Peter Schwerdtmann, ampnet/Sm)
Technische Daten: Volkswagen Golf Variant Comfortline mit DSG
Maße (Länge x Breite x Höhe in m): 4,66 x 1,80 x 1,48
Motor: Vier-Zylinder-Diesel, 1589 ccm, Common Rail, Abgasturbo
Leistung: 77 kW / 105 PS zwischen 3000 und 4000U/min
Maximales Drehmoment: 250 Nm zwischen 1500 und 2750 U/min
Leergewicht / Zuladung: 1410 kg / 605 kg
Höchstgeschwindigkeit: 193 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 11,2 s
Verbrauch (Schnitt nach EU-Norm): 4,0 l / Effizienzklasse A+
Kohlendioxid pro Kilometer: 104 g
Gepäckraumvolumen: 605 l, erweiterbar bis 1620 l
Basispreis: 26 500 Euro