Exklusiv: 30 Jahre Seat Ibiza – Wettstreit der Generationen

Tradition, Stolz und Emotionen – das sind Charaktereigenschaften Spaniens. Bei Volkswagens Markentochter Seat wurden sie zu Kernwerten der Marke. Bei besonderen Gelegenheiten wie der 30sten Wiederkehr des Produktionsstart eines Klassikers, des Seat Ibiza, begegnen sie einem an jeder Ecke im Standort Martorell. Der Jahrestag ist ein guter Zeitpunkt, die verschiedenen Evolutionsstufen dieses Spaniers einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Und was könnte sich dafür wohl besser eignen als ein Test auf Spaniens ältestem Rennkurs in Terramar.

Armatruentafel Generation zwei.

Armatruentafel Generation zwei.

Stahlblauer Himmel, sengende Sonne und kein einziger Windhauch – das Mai-Klima in der Region Katalonien zeigt sich von seiner besten Seite. Rund 30 Kilometer südlich von Barcelona liegt der „Circuito de Terramar“. Auf dem zwei Kilometer langen Oval wurden seit 1923 Automobil- und Motorrad-Rennen ausgetragen. Teams wie Talbot und Aston Martin kämpften auf der Strecke ebenso, wie Fahrerikone Tazio Nuvolari. Das besondere der Beton-Piste in Terramar sind die bis heute erhaltenen beiden Steilkurven. Sie fordern Fahrwerk und Karosseriestruktur.

Armaturentafel erste Generation.

Armaturentafel erste Generation.

Rundinstrumente erste Generation.

Rundinstrumente erste Generation.

Schalter erste Generation.

Schalter erste Generation.

Schalter Generation eins.

Schalter Generation eins.

Die Entwicklungssprünge von einer Ibiza-Generation zur nächsten werden auf diesem Kurs deutlich erfahrbar. Beim Test des aktuellen Ibiza Cupra wird klar, welch ein bequemer, komfortabler und spritziger Begleiter der kleine Spanier heute ist. Wie auf einer Schiene rollt er mit seinen 180 PS bei Tempo 150 durch die Nordkurve. Dabei liegt das Lenkrad mit DSG-Schaltwippen ruhig in der Hand und der Sitz passt wie ein Maßanzug. Die auftretenden Fliehkräfte in der Steilkurve beeinträchtigen die Sitzposition kein bisschen.

Im spektakulären Formationsflug mit dem Ibiza Kit-Car absolvieren wir fünf Runden. Das Kit-Car wurde von Seat einst erfolgreich im Rallyesport eingesetzt. Das Modell aus Seats Oldtimer-Sammlung in der Zona Franca ist ein Highlight und der Stolz von Isidre Lopez. Er hält die Oldies mit seiner Mannschaft in Schuss und fahrbereit.

Armaturen der zweiten Generation.

Armaturen der zweiten Generation.

Rundionstrumente der zweiten Generation.

Rundionstrumente der zweiten Generation.

Dann: Umsteigen in die dritte Generation. Das Top-Modell dieser Baureihe heißt ebenfalls Cupra. Er wird von einem kraftvollen 1,9-Liter-TDI-Motor mit 160 PS angetrieben. Es ist noch das gute alte, hart verbrennende „Pumpe-Düse-Aggregat“. Das Drehmoment von 330 Newtonmetern entfaltet sich etwas brachialer, als bei den heutigen Common-Rail-Motoren. Bereits bei 1900 Umdrehungen steht die Kraft zur Verfügung.

Pedalerie, Cupra, zweite Generation.

Pedalerie, Cupra, zweite Generation.

Mitteltunnel beim Cupra in der zweiten Generation.

Mitteltunnel beim Cupra in der zweiten Generation.

Schon auf der ersten Runde zeigt sich, dass Seat im jetzt aktuellen Ibiza einen massiven Sprung in der Fahrwerktechnik nach vorn gemacht hat. Denn der TDI-Cupra liegt zwar gut auf der Straße. Die Präzision beim Einlenken ist jedoch nicht so ausgeprägt wie beim neuesten Wurf. Die Seat-Entwickler unter Führung von Matthias Rabe haben offenbar viel Know-How in das neue Modell investiert.

Ein echter Hauch von Nostalgie mischt sich mit Erinnerungen an die eigene Sturm-und-Drang-Zeit beim Ibiza Cupra der zweiten Generation. Mit diesem Modell hatte man neben dem 180 PS starken Benziner und einem Top-Speed von 225 km/h vor allen Dingen eine gute Portion Rennsport im Interieur. Angefangen bei der Stahlpedalerie über die Anzeigeinstrumente von Öldruck und Batteriespannung in der Mittelkonsole bis hin zu den weiß unterlegten Uhren für Drehzahl und Geschwindigkeit. Der Schaltknauf ähnelt dem runden Knopf des Golf GTI. Lenkrad und Handbremse wirken mit ihren Ziernähten wertig. Dazu kommen die knallroten Sicherheitsgurte. Zwar ist das Lenkrad nur in der Höhe verstellbar, aber der Fahrspaß mit diesem „Krawall-Bruder“ ist unvergleichlich. „Dieser Cupra ist mein Favorit“, sagt Isidre Lopez knapp. Nach den Testrunden kann man Lopez verstehen.

Seat-Generationenvergleich in Terramar.

Seat Generationenvergleich in Terramar.

Eine richtige Zeitreise in die Vergangenheit ist der erste Ibiza. Im Jahr 1984 verließ die Ur-Generation dieses Kleinwagens die Werkhallen. Was war das Autofahren doch zu jener Zeit puristisch. Weiche Sitze, keine Servolenkung, einfachste Verarbeitung. Gemessen an den heutigen Standards heute undenkbar. Aber dafür mit wenig Elektronik auch einfach, weil viele Reparaturen noch in Heimarbeit erledigt werden konnten. Der „Typ 021A“ war eine komplette Eigenentwicklung von Seat und wurde neun Jahre lang gebaut. Sein Design stammte von keinem Geringeren als Giorgetto Giugiaro. Aus dessen Feder stammen unter anderem der Volkswagen Golf und der Fiat Uno.

Was ist das Fazit dieses historischen Tests? Neben den technologischen Entwicklungsstadien jeder Ibiza-Generation lässt sich auch die Marken-Historie von Seat mit all ihren Facetten ablesen. Besonders bei der zweiten Ibiza-Generation fällt das Volkswagen-ähnelnde Design im Interieur auf. Der Einfluss aus Wolfsburg nahm zu. Nach den Krisenjahren ging es nun auch endlich wirtschaftlich mit der spanischen Konzerntochter weiter nach vorne.

Das zeigt insbesondere der Sprung von der dritten zur jetzt aktuellen vierten Generation. Deutsche Tugenden und spanisches Temperament – keine Automobilmarke vereint diese Eigenschaften derart wie Seat. Neben der neuen Léon-Familie ist es beim Kleinwagen-Segment vor allem der neu gestaltete Ibiza, der europaweit für Erfolge sorgt. Seats Chef-Designer Alejandro Mesonero hat dem kleinen Spanier ein scharfkantiges, dynamisches, emotionales Design mitgegeben. Aus dem Regal des Volkswagen-Konzerns kommen die Motoren. Die Wertigkeit und Verarbeitung beim aktuellen Ibiza setzen Maßstäbe bei den Subkompakten. Die Seat-Belegschaft ist jedenfalls stolz auf das Ergebnis konsequenter Entwicklung und bei seinem „Traditions-Produkt“.

Seat-Chef Jürgen Stackmann sieht die spanische Volkswagen-Tochter auf einem guten Kurs und fasst hinsichtlich des stark umkämpften deutschen Marktes zusammen: „2013 war das beste Vertriebsjahr seit fünf Jahren für Seat. Seat ist in Europa im Volumen die am zweitstärksten wachsende Marke. Der Dynamo für unser Wachstum in 2013 war der deutsche Markt. Er ist der größte Markt in unserem weltweiten Vertrieb.“ Das spricht für die Strategie von Jürgen Stackmann und seiner Mannschaft. Von Tim Westermann (ampnet/tw) Fotos: Auto-Medienportal.Net/Seat

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Die Seite "Exklusiv: 30 Jahre Seat Ibiza – Wettstreit der Generationen" wurde am 28. Mai 2014 veroeffentlicht und am 12. Juni 2015 zuletzt aktualisiert.