Was hat ein Alfa Romeo, was andere nicht haben? – Wer so fragt, wird vermutlich Italiens Stolz kaum einmal interessiert umrundet haben. Gewöhnlich ist es so, dass beim Kennenlernen eines Alfa Romeo Emotionen nicht ausbleiben. Im Falle einer Giulietta allemal. Unter der wohlklingenden Modellbezeichnung, bis ins Jahr 1955 zurückreichend, wuchs eine automobile Legende heran. Übrigens: Dem Charme dieses Autos wird nicht gerecht, wer von dem Alfa Romeo Giulietta spricht. Irgendwie passt das nicht. Eine Giulietta ist eindeutig weiblich.
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Ihrer aktuellen Ausgabe ist der Mix aus traditionellen Stilelementen der Marke und modernen Formen der Architektur bestens bekommen. Sportlichkeit und Dynamik interpretiert ihr Auftritt so, dass schon bloßes Betrachten Begehren weckt: Einsteigen und losfahren! Natürlich bleibt auch eine Giulietta in erster Linie Auto; eines aber, das spürbare motorsportliche Ambitionen hat. Vermitteln konnte das auch der Testwagen – trotz Dieselmotor. Allerdings muss in solchem Falle hingenommen werden, dass die dicken Abgasendrohre eines 2.0 JTDM nicht jenen Sound bescheren, der einen Benziner begleitet. Ersatzweise revanchiert sich das Dieselaggregat mit erstaunlicher Genügsamkeit in Sachen Verbrauch. Selbst bei dynamischer Vorwärtsbewegung. Dazu kommen wir noch.
Betont sportlich
Erste Bekanntschaft mit einem Auto machen die Augen. Eine Giulietta weiß mit ihrer Architektur zu kokettieren. Die Designsprache eines Alfa Romeo weckt eine berechtigte Erwartung, nämlich dass sich das Auto auch so bewegt, wie es gestylt ist: betont sportlich. Das Versprechen wird eingelöst. Und schön anzusehen ist die stolze Italienerin ohnehin. Coupéhaft konturiert, profitiert sie nicht zuletzt vom zunehmend angewandten Gestaltungstrick in der Pkw-Branche, indem die Türgriffe der hinteren Türen ins hintere Eck der Fondfenster verfrachtet werden, wo man sie – kaum auffallend – nicht vermutet.
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Wer vorn Platz nimmt, erkennt im sportlich-schicken Ambiente des Cockpits die Fortsetzung des Exterieurdesigns. Alfa Romeo verfolgt bei der Gestaltung der Bedienelemente eigenen Stil. Klar doch, dass es bei einem Auto mit sportlichen Genen Rundinstrumente sind, die Anzeigefunktionen übernehmen. Bei der Giulietta in der Ausstattung „Turismo“ unterstreichen Armaturenbretteinsätze in Magnesium Grey und schwarzer Klavierlack an den Wangen der Mittelkonsole das edle Ambiente des Innenlebens. Wohlfühlfaktor großgeschrieben. Selbstverständlich gibt es auch ein multifunktionales Lederlenkrad.
Ausstattung
Serienmäßig ausgestattet war der Testwagen u.a. mit getrennt regelbarer Zweizonen-Klimaautomatik, automatischer Fahrgeschwindigkeitsregelung, Multifunktionsdisplay, Start-Stopp-System, Schaltpunktanzeige und einer ansprechenden Audioanlage (CD/MP3-Player, sechs Lautsprecher). Zur langen Liste von Vorkehrungen, die der Sicherheit dienen, zählen die zweistufigen Airbags und im Sitz integrierte Seitenairbags für Fahrer und Beifahrer samt Kopfairbags vorn und hinten. Die Scheinwerfer haben „Follow-Me-Home“-Funktion, es gibt Tagfahrlicht mit LED-Technik und natürlich die dynamische Fahrstabilitätskontrolle (VDC), in die mehrere Einzelmaßnahmen integriert sind, etwa der Bremsassistent, die Bergganfahrhilfe und eine elektronische Differenzialsperre („Electronic Q2“). Sie unterstützt die Traktion und die Fahrdynamik des Fronttrieblers, indem etwaiges Durchdrehen eines Antriebsrades durch dessen gezieltes Abbremsen unterbunden wird.
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Intensives Studium der Anleitungen plus Geduld und Training sind nötig, ehe sicheres Zurechfinden im Infotainment und damit die gewünschten Radio- und Navigationseinstellungen gelingen. Apropos Navigation: Selten hört man als wegweisende Sprachbegleitung eine derart leidenschaftslose Frauenstimme. Ausgerechnet in einer temperamentvoller Giulietta!
Genügsamer Selbstzünder
Bei Drehknöpfen ging es den Designern wohl zuerst um Chic, nicht um Haptik, Griffigkeit. Gern fasst man dagegen zum Schalthebel mit blankem Aluminium-Kugelkopf – es sei denn, Nachtfrost hat ihn ausgekühlt. Das Sechsganggetriebe schaltet sich exakt; lässige Handarbeit, die Spaß macht. Überraschend der geringe Kraftstoffverbrauch, der öfter in die Nähe der 5-Liter-Marke kam. Mit fünf bis sechs Liter Diesel lassen sich 100 Kilometer durchaus sportlich bewältigen. 7,4 l/100 km Durchschnittsverbrauch waren die Quittung für rund 300 Kilometer Autobahn fast ohne Tempolimits, die die Giulietta sehr zügig hinter sich brachte. Nicht zuletzt trat der Testwagen den Beweis für die Genügsamkeit moderner Selbstzünder an.
Dank eines Systems, das als Alfa Romeo D.N.A. bezeichnet wird, kann das Verhalten der Giulietta dem jeweiligen Fahrertemperament und den konkreten Straßenbedingungen angepasst werden. Drei Modi (Dynamic, Normal und All Weather) lassen sich über einen Schieber wählen. Am auffälligsten verändert der Modus Dynamic das Fahrverhalten, indem der Motor beim Gasgeben kraftvoller reagiert. Der Gewinn an Power und Beschleunigung lässt sich übers Multifunktionsdisplay verfolgen. Bei schwierigen Straßenverhältnissen (im All Weather Modus) geht es statt spontan deutlich gelassener zu.
Präzis die Lenkung, sportlich-straff das Fahrwerk. Trotzdem ist noch immer spürbarer Federungskomfort garantiert. Im Umgang mit der aktuellen Giulietta imponierte vor allem, wie willig und sicher dieses Auto Kurs behält, selbst wenn es betont dynamisch vorangeht. Die Straßenlage erfüllt hochgesteckte Erwartungen. (Auto-Reporter.NET/Wolfram Riedel)
Daten Alfa Romeo Giulietta 2.0 JTDM:
Länge x Breite x Höhe (Meter): 4,35 x 1,79 x 1,46
Motor (Bauart, Hubraum): Vierzylinder-Turbodiesel, 1.956 ccm
Max. Leistung: 103 kW/140 PS
Max. Drehmoment (Normal/Dynamic): 320/350 Nm
Kraftstoffverbrauch (nach NEFZ, kombiniert): 4,5 l/100 km
CO2-Emissionen: 119 g/km
Höchstgeschwindigkeit: 205 km/h
Beschleunigung 0–100 km/h: 9,0 s
Leergewicht/zul. Gesamtgewicht: 1.395/1.825 kg
Gepäckraumvolumen: minimal 350, maximal 1.045 Liter
Grundpreis: 25.450 Euro