Sein Name ist kein Kundenfänger. Wer sollte mit „cee’d“ etwas anfangen können! Seltsam wurde der kompakte Kia aber nun einmal getauft. Von sich reden macht er bestimmt nicht deshalb. Die Aufmerksamkeit, die dem cee’d gehört, basiert auf seinem Anspruch. Immerhin will der Koreaner, im slowakischen Kia-Werk Zilina gebaut, vor allem Volkswagens Dauerbrenner Golf Paroli bieten. Und damit geht er auch die unmittelbaren traditionellen Konkurrenten des Wolfsburgers an.
Bildergalerie: Kia ceed 1.4 CRDi 90
Startvorteil könnte einem cee’d von vornherein mit dem Hinweis attestiert werden, dass Kia mittlerweile durchaus vergleichbare Technik anbietet, das aber zu einem deutlich niedrigeren Preis. Obendrein räumt die Hyundai-Tochter eine siebenjährige Garantie fürs Fahrzeug ein. Aber selbst ein so großzügiges Garantieversprechen kann gewisse Vorbehalte nicht verdrängen, mit denen südkoreanischem Automobilbau begegnet wird; nicht nur in Deutschland. Das Argument der Bedenkenträger heißt Wiederverkaufswert. Solche Rechnung lässt die Differenz der Neuwagenpreise unter den Tisch fallen.
Ein Auto, das neugierig macht
Die Realität: Ein Kia cee’d der zweiten Generation hat das Zeug dazu, der Voreingenommenheit gegenüber Autos mit koreanischem Stammbaum zu begegnen. Solche Überzeugung festigte der Testwagen, eine Schräghecklimousine 1.4 CRDi 90 in Bestausstattung SPIRIT. Schon deren Auftritt mit sportlich-dynamischen Proportionen sorgt dafür, dass Blicke das Auto nicht nur flüchtig streifen. Das Auto macht rundum neugierig. Die Frontpartie mit dem neugestalteten Marken-Logo (jetzt) auf der Motorhaube unterstreicht das zur Schau getragene Selbstbewusstsein eines cee’d. Kommt man dem Auto dann näher, wird die Erwartung prompt erfüllt, dass es innen hält, was es von außen verspricht. Das einladende Innenleben hat Chic, das Interieur erfüllt zweifellos höhere Ansprüche. Anteil daran hat zuerst das harmonisch gestaltete Cockpit.
Ein cee’d der zweiten Generation ist 4,31 lang, 50 Millimeter länger als sein Vorgänger. Erhalten blieb der üppige Radstand von 2,65 Metern, während die Spurweite vorn und hinten um 17 bzw. 32 Millimeter zulegte. Breite Spur zählt erfahrungsgemäß zu den Elementen, die einem Auto zu einem kraftvoll-selbstbewussten Auftritt verhelfen.
Fahrzeuginnenbreite, Sitzhöhe und Beinfreiheit bestimmen das Raumgefühl der Autoinsassen. Selbst wenn ein großgewachsener Fahrer oder Beifahrer seinen Sitz im cee’d egoistisch justiert hat, bleibt dem Fondpassagier dahinter noch berührungslose Kniefreiheit erhalten. Körpergerecht ausgeformt sind allerdings – wie zunehmend allgemein üblich – nur die beiden äußeren Fondplätze, der schmale Mittelplatz mit straffer Rückenlehne taugt nicht für langes Sitzen. Die mit Stoff bezogenen, körpergerecht ausgeformten Plätze sind dagegen langstreckentauglich. Wülste in den Randzonen von Sitzfläche und Lehne geben Seitenhalt. Die Vordersitze des Testwagens (SPIRIT) hatten zudem elektrisch einstellbare Lendenwirbelstützen und Sitzheizung. Auch das Lenkrad, bei jedem cee‘d höhen- und tiefenverstellbar, ließ sich beheizen, die elektrisch unterstützte Lenkung per Tastendruck bedarfsgerecht einstellen. Drei Modi der Lenkunterstützung und Rückmeldung sind wählbar: NORMAL, KOMFORT und SPORT. Letztere Einstellung beschert die straffeste, direkteste Lenkung.
Sparfuchs statt Wildfang
Das Sechsganggetriebe ist auffallend leicht zu schalten. Man fasst gern zum Schalthebel. Dazu ist allerdings auch öfter Veranlassung, denn der kleine Turbodiesel, der aus knapp 1.4 Liter Hubraum 66kW/90 PS und maximal 220 Newtonmeter Drehmoment gewinnt, entpuppt sich zwar als Sparfuchs, nicht aber als Wildfang. Mit kräftigendem Drehzahlschub, die Gangempfehlung ignorierend, muss nachgeholfen werden, wenn es betont flott vorangehen soll. Tempo 100 lässt sich in 13,5 Sekunden erreichen. Mit seinem Arbeitsgeräusch hält sich der Selbstzünder zurück, sobald er die Anfahrtsphase hinter sich gelassen hat. Der Treibsatz wird durchaus als Selbstzünder empfunden, der aber nicht nervt. Auch Windgeräusche halten sich noch bei hohen Autobahngeschwindigkeiten zurück; das Plus des windschlüpfigen Karosseriedesigns.
Wird in die angeborene Gangart eines cee’d CRDi 90 nicht fordernd eingegriffen, revanchiert sich das Auto mit bescheidenem Kraftstoffverbrauch. Kia gibt als Durchschnittsverbrauch 4,2 l/100 km an. Der Bordcomputer des Testwagens hielt bei gelassener Fortbewegung auf Landstraßen im Wechsel mit Ortsdurchfahrten tatsächlich öfter Verbrauchswerte nahe oder auch unter 5 l/100 km fest. Start-Stopp (ECODynamics) hat zweifellos Anteil am Spareffekt. (Während des automatischen Motorstillstands werden beim cee’d sogar die Sekunden gezählt!) D-Zug-Zuschlag kennt der kleine Diesel aber auch. Wer auf der Autobahn anhaltend Tempo 150 fordert, hat dafür etwa 8,8 Liter Diesel zu opfern. Bei 170 km/h geht dem cee’d mit dem 90-PS-Selbstzünder die Puste aus.
Mit intelligentem Einparksystem
Federung und Dämpfung sind so ausgelegt, dass auch sportlich flott gefahren werden kann. Andererseits steckt das Fahrwerk selbst ausgesprochen holprige Straßen so weg, dass der Fahrkomfort nicht auf der Strecke bleibt. Besonders grobes Kopfsteinpflaster aus Postkutschenzeiten, mittlerweile angenehmerweise ein Ausnahmefall, lässt auch schon mal Lenksäule und Lenkrad erzittern.
Ein aktueller cee`d hat viel Angenehmes zu bieten. Dazu gehören etwa die Zweizonen-Klimaautomatik und die Bluetooth-Freisprecheinrichtung mit Sprachsteuerung. Pilot- und Performancepaket werteten den Testwagen zusätzlich auf (Aufpreis zusammen 2.970 Euro). Der Inhalt: Kia 2-DIN-Kartennavigation, Rückfahrkamera, Xenon-Scheinwerfer mit adaptivem Kurvenlicht, Scheinwerferreinigungsanlage, Smart Key samt Startknopf, beleuchtete Außentürgriffe vorn. Dazu kamen (als zweites Ausstattungspaket) die akustische (!) Warnung beim Verlassen der gewählten Fahrspur, das intelligente Einparksystem inklusive Parksensoren vorn und die elektrische Parkbremse. Beeindruckend ist, wie das Einparksystem zuerst nach einer ausreichenden Parklücke fahndet und dann das Längsparkmanöver nahezu allein präzise bewältigt. Der Fahrer braucht nur Gas und Bremse zu betätigen.
Fazit: Mit dem cee’d der zweiten Generation hat Kia eine kompakte Schräghecklimousine in Stellung gebracht, die den Vergleich mit Wettbewerbern im europäischen C-Segment nicht zu scheuen braucht. Im dynamischen Auftritt des Autos kommt Kias berechtigtes Selbstbewusstsein zum Ausdruck, inzwischen höhere Ansprüche von Autokäufern erfüllen zu können. (Auto-Reporter.NET/Wolfram Riedel)
Technische Daten: Kia cee’d 1.4 CRDi 90
Länge x Breite x Höhe (Meter): 4,31 x 1,78 x 1,47
Motor (Bauart, Hubraum): Vierzylinder-Turbodiesel, 1.396 ccm
max. Leistung: 66 kW/90 PS
max. Drehmoment: 220 Nm
Kraftstoffverbrauch (nach NEFZ, kombiniert): 4,2 l/100 km
CO2-Emission: 109 g/km
Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h
Beschleunigung null bis 100 km /h: 13,5 s
Leergewicht/zul. Gesamtgewicht (kg): 1365 bis 1489
Gepäckraumvolumen: 380 bis maximal 1.318 Liter
Basispreis (SPIRIT): 21.390 Euro
Preis des Testwagens (Pilot-u. Performancepaket, Metallic-Lack): 24.890 Euro
Fahre den Cee’d 1.4 CRDI gerade seit einer Woche als Leihwagen.
Bin angenehm überrascht was der kleine Diesel so zu biezen hat. Hertz hat ihn mir als Benziner vermietet – wäre fast nicht aufgefallen – da kein „nageln“ zu hören war.
Auch die Ausstattung ist funktional imd angenem. Top.