Fahrbericht Opel Ampera: Eilige Steckdosensuche nicht nötig

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2012er Opel Ampera in der Frontansicht (Fahraufnahme)

Die Bundesregierung geht bislang unverändert davon aus, dass 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs sind. Schon bei der Verkündung mit jeder Menge Skepsis aufgenommen, erweist sich dieses Ziel mehr und mehr als Utopie. 2011 wurden bei uns rund 2.000 E-Autos abgesetzt, und in diesem Jahr wäre man schon froh, wenn an der 3.000er-Grenze gekratzt werden könnte.

Bildergalerie: Opel Ampera

Die gerade beschlossene Verdoppelung der Kfz-Steuerbefreiung von fünf auf zehn Jahre dürfte wenig neue Kaufimpulse bringen; denn die beiden Hauptprobleme bleiben bestehen – die geringe Reichweite und der hohe Preis, von der fehlenden Auflade-Infrastruktur gar nicht zu reden. Lediglich ein Stromer hat bislang wenigstens eines dieser Probleme gelöst: der Opel Ampera, der in Gestalt eines als Generator arbeitenden 1,4-Liter-Benzintriebwerks einen sogenannten Range-Extender (Reichweitenverlängerer) aufweist. Wenn – je nach Fahrstil, Witterungsbedingungen und Nutzung der Klimaanlage – nach 50 bis 80 Kilometern die einen 150 PS starken Elektromotor versorgende Lithium-Ionen-Batterie baldige Ebbe anzeigt, springt der Vierzylinder in die Bresche.

Keine Suche nach einer Steckdose

Keine eilige Suche also nach einer Steckdose und auch keine unnützen Wartestunden, bis die Batterie per Schnellladung wieder ihren Dienst versieht. Man muss bei längeren Strecken nur aufpassen, rechtzeitig an eine Tankstelle heranzufahren. Denn der Benzintank, auch wenn der Ampera, derart unterwegs, nicht mehr als sieben Liter auf 100 Kilometern benötigt, ist mit 35 Litern nicht allzu groß. Für Autofahrer, deren Arbeitsstätte nicht weit entfernt ist und die nur ab und zu größere Distanzen absolvieren müssen, eigentlich der gegenwärtige Idealfall. Und laut Statistikern sind rund 80 Prozent aller Fahrten nicht länger als 50 Kilometer.

Gäbe es da nicht noch eine zu beachtende Kleinigkeit: den Basispreis von 45.900 Euro. Verglichen mit einem Astra 1,7-Liter-Selbstzünder, beide verfügen über die Delta-Plattform und sind auch im Raumangebot vergleichbar, hat der allerdings noch besser ausgestattete Ampera durch die Benzin- und Steuerersparnis erst nach weit über 20 Jahren seinen Mehrpreis wettgemacht. Unter ökonomischen Gesichtspunkten rechnet sich das also nicht, doch der private Kauf von Elektro-autos erfolgt ja auch weitestgehend unter den Gesichtspunkten der Ökologie und Nachhaltigkeit, sofern eben der Geldbeutel gut gefüllt ist.

Ampera klarer Marktführer

So überraschen die Zulassungszahlen vom Januar bis einschließlich Oktober nicht wirklich. Marktführer ist mit 771 Zulassungen zwar eindeutig der Opel Ampera, gefolgt vom Citroën Zero (405), Nissan Leaf (390) und dem Peugeot i0N (253), doch mehr als ein Nischenprodukt ist er vorerst nicht. In den Niederlanden oder in der Schweiz, wo es zusätzliche finanzielle Anreize gibt, sieht es nur etwas besser aus.

Das kann man durchaus bedauern, denn die Opel-Ingenieure und -Designer haben beim nicht als Zweitwagen konzipierten Ampera ganze Arbeit geleistet. Das fast schon futuristische Blechkleid ist ein Hingucker, der Innenraum für vier Erwachsene mehr als ausreichend und das Armaturenbrett klar und übersichtlich gegliedert. Die vielen Knöpfe und Tasten sowie die beiden großen Displays, die über alle mögliche Zustände Auskunft geben, sind einem bald vertraut. Der Laderaum ist mit 310 Litern für diese Klasse groß und kann durch müheloses Umlegen der Rücksitze auf 1.005 Liter erweitert werden. Störend und beschwerlich beim Be- und Entladen sind die Höhen der Ladekante und der Bordwand.

Sehr gut abgestimmtes Fahrwerk

Einen weiteren Trumpf spielt der Ampera im Fahrbetrieb aus. Mit 150 PS und einem maximalen Drehmoment von 370 Newtonmetern, was sofort zur Verfügung steht, gibt es genügend Leistung, und so spurtet der immerhin 1,7 Tonner in weniger als zehn Sekunden von null auf 100 km/h. Und das eben leise, da elektrisch. Doch auch bei längeren Strecken entpuppt sich der Ampera als angenehmer Reisewagen, da die Feder-/Dämpfer-Abstimmung sehr gut gelungen ist. Bodenunebenheiten sowie eingelassene Kanaldeckel werden ohne Mühe geschluckt, und auch die Seitenneigung bei zügig durchfahrenen Kurven ist kaum merklich. Hinzu kommt ein gut abgestuftes Automatikgetriebe und eine zielgenaue Lenkung.

So macht Autofahren Spaß. Wenn da – trotz umfangreicher Basisausstattung u.a. mit Navi-System, Ledersitzen, Rückfahrkamera, Klimaautomatik und Telefonmodul – eben nicht der Anschaffungspreis wäre. (Auto-Reporter.NET/Hans H. Grassmann)

Technische Daten: Opel Ampera

Länge x Breite x Höhe (Meter): 4,49 x 2,12 x 1,43
Motor: Elektromotor (111 kW/150 PS
Max. Drehmoment: 370 Nm
Stromspeicher: Lithium-Ionen-Batterie, Kapazität 16 kWh
Reichweitenverlängerer: Generator (54 kW)
Antrieb: 1,4-Liter-Benzinmotor (63 kW/86 PS)
Von null auf 100 km/h: < 10 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 161 km/h
Verbrauch: 1,6 l/100 km
CO2-Emission: ca. 40 g/km
Kofferraum: 310 Liter
Basispreis: 45.900 Euro
Preis des Testwagens (ePionier-Edition): 51.200 Euro

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Die Seite "Fahrbericht Opel Ampera: Eilige Steckdosensuche nicht nötig" wurde am 26. November 2012 veroeffentlicht und am 2. Dezember 2013 zuletzt aktualisiert.