Zum 65sten Geburtstag des VW-Bus ist Volkswagen dahin zurückgekehrt, wo der „Erfinder“ des Bulli herstammte: in die Niederlande. Die Weltpremiere der nunmehr sechsten Generation mit rund 500 Gästen aus 30 Ländern in Amsterdam war auch eine Hommage an den holländischen Volkswagen-Importeur Ben Pon, der einer Legende nach 1947 mit einer Ringbuch-Skizze des Bulli einen entscheidenden Anstoß für den Bau des ersten Transporters gegeben haben soll.
Die Serienproduktion des Ur-Bulli war schließlich am 8. März 1950 in Halle1 des Wolfsburger Volkswagen-Werks angelaufen. Jetzt, vor der Automobilausstellung RAI (Freitag,17. bis Sonntag, 26. April 2015), war das Privatkonzert der Rock-Legende Mark Knopfler, Gründer der Gruppe Dire Straits, sicher der zweite Höhepunkt neben der neuen Modellreihe T6. Knopfler – für viele der beste Rockgittarist – und Band rockten das Publikum. Dennoch kam auch der eigentliche Star des Abends nicht zu kurz: Der T6, der von Eckhard Scholz, dem Vorsitzenden des Vorstands der Marke Volkswagen Nutzfahrzeuge und Hans-Joachim Rothenpieler, Entwicklungsvorstand Volkswagen Nutzfahrzeuge auf die Bühne gefahren wurde, nachdem in einer Zeitreise viele seiner Väter und Ahnen zur Bulli-Parade angerollt waren.
Der Vorstand erwartet viel vom neuen T6, der – so Scholz – so viele Erfolgsgeheimnisse in sich trage, „wie wir Kunden und deren Ansprüche haben“. Das neue Design des Modells ist seinen Worten zufolge „noch wertiger, noch präziser und dennoch spielt seine Funktionalität wie bisher eine überragende Rolle.“ Das Design folgt den Vorgaben der Volkswagen-Linie: keine Revolution, sondern das klassische Bulli-Aussehen, aber klare Kante.
Hans-Joachim Rothenpieler fügt hinzu, dass sich die „neuen Assistenz- und Sicherheitssysteme gewissermaßen „zum siebten Sinn des neuen T6 entwickelt“ hätten. Der T6 biete, so Rothenpieler „mehr Sicherheit durch neueste Fahrassistenzsysteme“. Dazu zählen das optional für Transporter, Multivan und Caravelle erhältliche und im Multivan Business serienmäßige Umfeldbeobachtungs-System „Front Assist“ und die automatische Distanzregelung „ACC“, die in Verbindung mit der Automatik DSG das Fahrzeug, beispielsweise in Kolonnen oder in Stausituationen, auch bis zum völligen Stillstand abbremsen kann. Neu ist auch die adaptive Fahrwerksregelung Dynamic Cruise Control (DCC) für die sogenannten geschlossenen Aufbauten des T6. Mit der DCC kann der Fahrer drei Fahrmodi einstellen: Komfort, Normal und Sport. Das Programm ändert dann die Fahrcharakteristik entsprechend.
Den speziell für Volkswagen Nutzfahrzeuge entwickelten Motoren, „die auf den werksinterne Kürzel EA288 Nutz hören“, bescheinigt der Vorstandsvorsitzende Verbrauchswerte, die bis zu 15 Prozent günstiger als beim Vorgängermodell. Angeboten werden die quer eingebauten und um acht Grad nach vorn geneigten Zwei-Liter-VierzylinderTDI mit 62 kW / 84 PS, 75 kW / 102 PS, 110 kW / 150 PS und 150 kW / 204 PS. Auf Seite der Benziner steht gleichfalls ein 2,0 Liter großer Vierzylinder im Programm. Er leistet entweder 110 kW /1 50 PS oder 150 kW / 204 PS. Über die gesamte Baureihe sparen die neuen Motoren rund einen Liter Kraftstoff gegenüber der Vorgängergeneration. Alle Euro 5- und Euro 6-Motoren verfügen über ein Start-Stopp-System.
Dass auch das Infotainment des neuen Volkswagen-Busses auf der Höhe der Zeit ist, versteht sich heutzutage fast von selbst. Ein neues Radio-Navigationssystem mit integrierten Onlinediensten dient dazu als Basis.
Als Höhepunkt präsentierten die beiden Vorstände von Volkswagen Nutzfahrzeug das Launchmodell „Generation SIX“, zu dem Rothenpieler anmerkte: „Es ist ein Multivan mit exklusiver Ausstattung. Dazu eine Zweifarbenlackierung – so wie vormals der Samba-Bus.“ Der stand auch auf der Bühne. Doch bei allen Retro-Anmutungen zeigt gerade das Nebeneinander den Unterschied.
Blieb nur noch eine Überraschung des Abends: der Preis des neuen Volkswagen Bus. Denn der bewegt sich auf dem Niveau des Vorgänger-Modells. Bei einigen Modellen sind die Preise sogar deutlich unterhalb denen der vergleichbaren Vorgänger-Versionen angesiedelt. So beginnt die Preisliste beim Transporter bei 23 035 Euro (zzgl. Mehrwertsteuer für 62 kW-TDI/Euro 5), der Einstieg in die Welt des Multivan beginnt bei 29 952 Euro für den Multivan Conceptline mit 62 kW-TDI (inkl. Mehrwertsteuer, Euro 6). Der bisherige Startline wird durch den aufgewerteten Trendline zum Preis von 34 301 Euro (inkl. Mehrwertsteuer) ersetzt.
Volkswagen Nutzfahrzeuge hält also nicht nur aus Sympathie Kontakt zu Rockgrößen wie den Scorpions und gestern Abend in Amsterdam zu Mark Knopfler. Jetzt, da andere Hersteller wie Mercedes-Benz mit Vito und Viano, den Bulli bedrängen, will Volkswagen Nutzfahrzeug den Markt mit aggressiven Preisen rocken.
Von Tim Westermann (ampnet/tw) Foto: Auto-Medienportal.Net/Volkswagen