Foto: Opel Kadett B.
Altes Blech auf vier Rädern liegt im Trend. Das macht sich nicht nur in seiner Beliebtheit, sondern auch im Preis mehr denn je bemerkbar. „Nicht mehr nur übliche Verdächtige wie Großkatzen aus Coventry, schnelle Schwabenpfeile oder Sternenkreuzer entschwinden in unerreichbare Preisregionen“, dichtete kürzlich die Fachzeitung „Oldtimer-Markt“ und klagte: „Bullis sind inzwischen unerschwinglich geworden, Enten setzen zum Höhenflug an, und in den Staaten gibt es kaum mehr eine Auktion, die ohne einen frühen Toyota Land Cruiser auskommt.“
In der Tat: „Zum Oldie drängt, am Oldie hängt doch alles“, würde Johann Wolfgang von Goethe sein Gretchen vermutlich heute sagen lassen, müsste er den „Faust“ der modernen Zeit anpassend redigieren. Und es sind längst nicht mehr nur Sammler mit dicker Brieftasche oder Bastler mit schwarzen Fingernägeln, die ihre Liebe zu vierrädrigen Antiquitäten entdeckt haben. Inzwischen nutzen auch Spekulanten für die Flucht in Sachwerte Karossen vergangener Epochen.
Gewaltige Nebenkosten für Steuer und Versicherung haben sie alle dabei nicht zu befürchten. Im Gegenteil. So sind zunächst einmal die jährlichen Abgaben an das Finanzamt sehr bescheiden, vorausgesetzt, das Fahrzeug weist das begehrte H-Kennzeichen an Front und Heck auf. Durch dieses Nummernschild wird das historische Gefährt als Kulturgut eingestuft und damit steuerlich begünstigt. Allerdings nur, wenn es mindestens 30 Jahre alt ist, die TÜV-Prüfung bestanden hat, originales oder zeitgenössisches Interieur und guten Pflegezustand aufweisen kann. Darüber hinaus muss der Motor zumindest aus der gleichen Baureihe, 30 Jahre alt oder in den ersten zehn Jahren nachgerüstet worden sein. Das Gutachten schlägt für einen Pkw mit 100 Euro zu Buche. An Steuer werden dann alljährlich 191,73 Euro fällig – egal, ob es sich um einen Mercedes SSK oder einen VW Käfer handelt. Fahrzeuge mit H-Kennzeichen dürfen auch in Umweltzonen bewegt werden, in denen sonst spezielle Auflagen gelten, eine Feinstaubplakette ist nicht erforderlich.
Weil im Normalfall davon auszugehen ist, dass entsprechende Fahrzeuge besonders vorsichtig und eher selten bewegt werden, bieten viele Versicherungsunternehmen spezielle Oldtimer-Tarife zu günstigen Konditionen an. Allerdings meist unter ein paar zusätzlichen Bedingungen. So verlangt zum Beispiel der Spezialist OCC Assekuranzkontor aus Lübeck wie die meisten seiner Konkurrenten, dass neben dem Oldtimer ein Pkw für den Alltagsgebrauch im Haushalt vorhanden und somit eine alltägliche Nutzung des Oldies ausgeschlossen ist, für den eine eigene Garage oder ein Carport vorhanden sein muss. Sein Fahrer muss älter als 23 Jahre sein, die Fahrleistung darf 10 000 Kilometer im Jahr nicht übersteigen. Die Haftpflichtversicherung wird individuell auf das Fahrzeug zugeschnitten und beginnt bei 59,50 Euro pro Jahr, gleiches gilt für Teilkasko mit 150 Euro Selbstbeteiligung, die mit 47,60 Euro beginnt, Vollkasko mit 1000 Euro Selbstbeteiligung startet bei 107,10 Euro.
Andere Versicherer staffeln ihre Prämien nach Alter und Leistung. Bei der ADAC Classic Car Versicherung sieht das zum Beispiel so aus: Autos ab 45 Jahren und bis 55 kW (75 PS) kosten 52,32 Euro, bis 110 kW (150 PS) 58,13 Euro, über 110 kW (150 PS) 63,93 Euro.;Autos 30 bis 44 Jahre: bis 55 kW (75 PS) 62,23 Euro, bis 110 kw (150 PS) 69,14 Euro, ab 110 kW (150 PS) 76,05 Euro. Diese Prämien gelten allerdings nur bei über 20-jähriger ADAC-Mitgliedschaft. Andere Unternehmen verlangen für die gleiche Leistung meist nur unwesentlich mehr.
Große Unterschiede gibt es bei der Teilkaskosversicherung für Oldtimer (bei 150 Euro Selbstbeteiligung), die meist zwischen 50 und 180 Euro schwankt. Einige Anbieter, so auch der ADAC, kalkulieren die Prämie nach dem Wert des Fahrzeugs: Automobile ab 45 Jahre: 0,79 Prozent des Fahrzeugwerts, Automobile, 30 bis 45 Jahre: 1,11 Prozent des Fahrzeugwerts.
Fahrzeugklasse, -alter, -zustand, -wert sowie Abstellort und Fahrerkreis finden Berücksichtigung bei einer besonderen Versicherungsart für Oldtimer, die ebenfalls im Angebot von OCC zu finden ist: der All Risk Versicherungsschutz gegen alle Gefahren, die nicht ausdrücklich ausgeschlossen sind. Besonderheit: Sie steht auch für Schäden grade, die nicht durch Teil- oder Vollkasko abgedeckt sind, etwa Betriebsschäden, die durch das Aufschlagen der Motorhaube entstehen können, Schäden durch chemische Reaktion bei saurem Regen und Tierbiss- und Kurzschlussfolgeschäden. Im Gegensatz zur Teil- und Vollkaskoversicherung liegt bei der OCC All Risk im Schadenfall die Beweislast beim Versicherer (Beweislastumkehr). Dies bedeutet, dass nicht der Versicherungsnehmer, sondern der Versicherer auf seine Kosten beweisen muss, dass der Schaden unter die Ausschlüsse fällt.
Sind schon die Versicherungsprämien für Oldtimer durchweg vertretbar, so wird es zusammengerechnet für besonders wohlhabende Anhänger nostalgischer Fahrzeuge noch preiswerter: Fast alle Assekuranzunternehmen bieten auch Versicherungen für komplette Autosammlungen (bereits ab zwei beziehungsweise je nach Unternehmen drei Fahrzeuge) an. Ein Tipp gilt für alle Oldtimer-Besitzer: Sie sollten sich bei der Suche nach der besten und günstigsten Versicherung für ihre Schätze von einem seriösen, freien Versicherungsmakler beraten lassen. Weil der sein Einkommen von seinen „Lieferanten“, also den Versicherern bezieht, ist er für seine Kunden kostenlos. (ampnet/hrr)