Opel Adam: Individualität ist Trumpf

Opel und ihre Schwestermarke Vauxhall befinden sich in rauer See. Obwohl mit einer der inzwischen jüngsten und wettbewerbsfähigsten Modellpalette im Markt, wird es auch in diesem Jahr einen immensen finanziellen Verlust geben. Das liegt zum einen an den eingebrochenen südeuropäischen Märkten, zum anderen am mehr als unglücklichen Taktieren der Muttergesellschaft General Motors in Detroit. Mit regelmäßig wiederkehrenden Meldungen und Gerüchten über Personalabbau und Werksschließungen ist das so wichtige Vertrauen der Kunden nicht zu erringen.

Bildergalerie: Der neue Adam

Und man hat fast schon Mitleid mit den Opelanern, die ohne Zugang zu den anderen Weltmärkten, von GM nicht gebilligt, nur sehr mühsam der Misere entkommen werden. Denn die freigegebenen Länder wie zum Beispiel Israel oder Chile sorgen noch nicht einmal für Spott. Und auch die Lizenzgebühren, die Buick für den Nachbau einiger Opel-Modelle und deren Vermarktung berappen muss, dürften nicht sonderlich hoch sein.

Erster Lifestyle-Flitzer von Opel

Doch Opel gibt nicht auf. Nach der Erneuerung der klassischen Palette u.a. mit Corsa, Astra, Zafira Tourer und Insignia erweitern die Rüsselsheimer ihr Angebot, um sich neue Marktsegmente zu erschließen. Das Elektroauto Ampera mit zusätzlichem Benzintank dürfte dabei allerdings weniger für Stückzahlen, sondern eher für einen Zugewinn an Image sorgen. Doch der kompakte SUV Mokka dürfte viele neue Freunde finden, und das erhofft man sich auch vom ab Januar bei den Händlern stehenden Adam, dem ersten kleinen Lifestyle-Stadtflitzer von Opel.

Der Adam sieht chic aus und verfügt über bewährte Technik. Doch der Viersitzer, in der harten Realität aber kaum mehr als ein 2+2, weist weit mehr Qualitäten auf. Vor allem deswegen, weil sich die Designer und Marketing-Experten fast wie auf einer Spielwiese vorkommen mussten. Abgesehen vom technisch und finanziell Machbaren hatten sie offensichtlich so viel Freiheiten wie wohl selten zuvor. Nicht Retro, wie zum Beispiel der MINI oder Fiat 500, sondern Individualisierung war bei der Entwicklung einer der Hauptschwerpunkte.

Schier unendliche Personalisierungsoptionen

Herausgekommen ist ein 3,70 Meter langer Flitzer mit schier unendlichen Personalisierungsoptionen: Es gibt Zweifarb-Karosserie/Dachton-Varianten, zwölf Karosseriefarben, drei zusätzliche Dachlackierungen, 31 Rad/Reifen-Designs, Felgen-Zierclips in sechs Farben, vier Innenraumgrundtöne, 15 Sitz-Designs, 19 exklusive zum Teil hinterleuchtete Dekore, sechs unterschiedliche Dachhimmel, darunter drei Design-Dachhimmel und den LED-Sternenhimmel, Ambiente-Beleuchtung in acht Lichtfarben und noch einiges mehr.

Das ergibt allein im Außenbereich über 30.000 Variationen; nicht nur eine Herausforderung an die computergesteuerte Fertigungstechnik. Auch die Verkäufer und Disponenten der Opel-Händler, die gerade eine groß angelegte Schulung durchlaufen, stehen vor großen Herausforderungen. Müssen sie doch dafür sorgen, den nicht etliche Wochen auf seinen Wunsch-Adam warten wollenden Kunden in die „richtigen Bahnen“ zu lenken und der letzten Endes statt den Sternenhimmel Stars auch den mit Sky & Stars akzeptiert.

Drei unterschiedliche Ausstattungswelten

„Das ist natürlich nicht ganz einfach, aber machbar“, gibt sich Opel-Deutschland-Marketingchef Andreas Marx optimistisch. Es gibt zehn, zwölf Hauptvarianten, von denen der Handel viele auf Lager haben sollte. Und da wir von der üblichen Ausstattungspraxis abweichen und mit „Jam“ (unkonventionell und modisch), „Glam“ (elegant) und „Slam“(sportlich) praktisch drei unterschiedliche Ausstattungswelten auf etwa dem gleichen preislichen Niveau anbieten, können die Wünsche des Kunden frühzeitig erkannt werden.“

Auch bei der Kostenfrage bleibt Andreas Marx gelassen, denn schließlich zählt nur, was unterm Strich für das Unternehmen übrig bleibt. „Natürlich ist der logistische Aufwand höher, doch durch die Individualisierungsangebote, die teilweise optional, wenn auch zu sehr zivilen Preisen, geordert werden dürften, gehen wir davon aus, dass unsere Rechnung aufgeht.“ Dennoch bleibt es Neuland, und so ist es verständlich, dass man sich bei den geplanten Absatzzahlen ausschweigt. Aber immerhin: 80 Prozent Privatkunden werden erwartet, 50 Prozent davon will man als Neukunden erobern, wobei die Zielgruppen junge (Marx: „Jung heißt nicht nur bei uns unter 40“) und junggebliebene Autofahrer beiderlei Geschlechts anvisiert werden.

Segment der modischen Kleinwagen wächst

Als absatzstärkster Markt wird Italien angesehen, gefolgt von Deutschland, Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden. Und noch etwas stimmt die Opel-Strategen optimistisch: Seit 2000 wuchs das Segment der modischen Kleinwagen um 28 Prozent, bei den luxusorientierten Kleinen sogar um mehr als 110 Prozent. 2011 wurden in Europa knapp 630.000 Fahrzeuge dieser trendigen Autos zugelassen. 2008 waren es erst 450.000. Da sollte für den Adam, auch wenn er nicht zum Mini-Jäger wird, eine Menge möglich sein. (Auto-Reporter.NET/Hans H. Grassmann)

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Die Seite "Opel Adam: Individualität ist Trumpf" wurde am 12. November 2012 veroeffentlicht und am 12. November 2012 zuletzt aktualisiert.